Samstag, 12. Dezember 2015

Minimum Equipment

Wow, so viele Kommentare, so viel Feedback, vielen Dank, liebe Leser!
Euer grosses Echo zum letzten Post hat mich sehr gefreut, und auch dass sich einige Blogger zurückgemeldet haben, ist schön zu sehen :)

Gerne nehme ich es also auf mich, eure Fragen zu beantworten.

Frage 1: Wieso kann die Landedistanz länger sein, wenn Wartungsarbeiten anstehen?
So ein Airbus besteht aus Millionen von Teilen, da kann es ab und zu einmal vorkommen, dass ein kleineres (oder auch grösseres) System ausfällt, schliesslich ist so ein Flugzeug viele Jahre fast kontinuierlich in Betrieb. Die Autofahrer unter euch kennen das bestimmt.
Da nicht alles immer sofort Repariert werden kann, hat Airbus eine Liste erstellt, welche Teile an einem Flugzeug denn kaputt sein dürfen, ohne dass die Flugsicherheit beeinträchtigt ist.
Diese Liste nennt sich "Minimum Equipment List", kurz MEL. Ist ein System kaputt, erfahren wir das vorgängig aus unseren Unterlagen, konsultieren die entsprechenden Artikel in der MEL und sehen dort, ob und wie man das Flugzeug mit den vorhandenen Beanstandungen operieren darf.
Was genau an diesem Tag defekt war, darf ich natürlich nicht sagen. Ich kann euch aber ein Beispiel nennen:

Funktioniert beispielsweise eine Radbremse nicht (wir haben noch drei weitere), müssen wir das bei der Landedistanzberechnung berücksichtigen. Eine sichere Landung kann so auf einer kurzen Piste unter Umständen (Windverhältnisse, Nässe, Eis?) nicht mehr gewährleistet werden, was entweder bedingt, dass die Bremse repariert werden müsste, oder eine andere Piste angeflogen wird.

Frage 2: Ist es nicht ein Problem, wenn man bis etwa 400 bis 500 Fuss die Anfluggeschwindigkeit für 40 kt plus Böen wählen muss, in Bodennähe aber dann viel weniger Gegenwind antrifft? Ich würde vermuten, dass man dann eher zu schnell wäre für eine passende Landung.
Im Grunde genommen versuchen unsere Flugcomputer, diesem Problem entgegenzuwirken, indem sie unsere Zielgeschwindigkeit kontinuierlich anpassen. Meist nimmt der Wind dann graduell in Abhängigkeit zur Bodennähe immer mehr ab und wird gleichmässiger, jedoch ist dies nicht immer der Fall. So kann eine Böe zum falschen Zeitpunkt bei der Landung dazu führen, dass man durchstarten muss (ist eher selten der Fall, kommt aber vor). Bei ganz abrupten Windänderungen kann es sein, dass es zu einem rapiden Abfall der vorhanden Energie kommt, was in Bodennähe relativ gefährlich sein kann. Unsere Flugcomputer sind in der Lage, einen solchen Zustand (eine sogenannte Windscherung) zu erkennen und warnen uns in so einem Falle lautstark mit "WINDSHEAR, WINDSHEAR, WINDSHEAR". Daraufhin muss unverzüglich ein spezielles Durchstartemanöver durchgeführt werden, hier ein Video dazu (Warnung bei 1:03): Windshear im Anflug.

So, genug trockene Theorie, ich habe auch noch etwas bildlicheres für euch... aber mehr dazu im nächsten Post :)

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